Tausend tote Stunden doch die Zeit heilt keine Wunden





Ich stehe in der Menge,
um mir rum rauchen, 
die Leute 
und um die Zeit 
zu überbrücken 
zünde ich mir auch eine an. 
Ich versuche zu verdrängen, 
dass zu viele Leute 
mich immer zu berühren.
Ich versuche zu verdrängen, 
dass es wahrscheinlich richtig erbärmlich
aussieht, 
dass ich mit niemanden rede
und völlig für mich allein bin. 
Plötzlich sprechen mich Leute an 
und als sie merken, 
dass ich ganz allein hier bin
nehmen sie mich mit in ihr Kreis. 
Es überwältig mich 
und ich bin seit langen mal froh 
nicht alleine zu sein. 
Das Konzert fängt an 
und 
ich tanze 
und gröle 
aus vollen Munde mit. 
Mein Herz tanzt im gleichen Takt
und ich bin so froh 
hier zu sein. 
Plötzlich steht neben mir 
ein zartes schwarzhaariges Mädchen.
Nach mehreren Blicken
sah ich 
das sie auch Narben 
an den Armen hat. 
Da es so unglaublich warm 
in der Menge war
und sich das Mädchen 
auch frei mit ihren Narben umging
traute ich mich auch 
meine Ärmel ein bisschen hoch zu krempeln.
Ich wollte ihr zeigen,
dass sie mit ihren Schmerzen nicht alleine ist.
Das ich hier bin,
bei ihr bin
für diesen Moment.
Innerlich war ich auf das zarte Mädchen 
so unglaublich stolz. 
Um ihr das zu zeigen, 
dass ich sie bewundere 
sprach
ich sie an,
sang und tanzte
mit ihr. 
Ich bemerkte,
dass sie auf 
meine Narben
schaute,
doch 
wir waren irgendwie Verbündete, 
also machte mir das nichts wirklich aus.
Bei dem letzten Lied
kamen wir richtig aus uns heraus. 
Wir sangen 
und tanzten 
uns die ganze Zeit an  
und ich fühlte mich 
rundum wohl. 
Als da Konzert vorbei war 
gingen wir beide aus der Halle heraus.
Sie fragten mich ob ich in Hannover 
mal in einer Klinik war,
weil ich ihr so bekannt vorkam.
Ich verneinte und erzählte ihr
das ich nur woanders in Kliniken war.
 Ich glaube, 
ich habe noch nie einen Menschen, 
den ich erst seit ein paar Stunden kenne,
sowas persönliches von mir erzählt. 
Dabei war ich nichtmal betrunken. 
Doch bei ihr machte mir das 
irgendwie nichts aus, 
was ich komisch empfand.
Wir verabschiedeten uns. 
Ich traute mich 
und umarmte sie.
Um diesen schönen Abend 
auszuklingen 
trank ich noch ein Bier 
und 
es stimmte mich
ein bisschen traurig,
dass ich nicht nach ihrer Handynummer
oder wenigstens ihren Namen 
gefragt habe.
Man sagt, 
man sieht sich immer zweimal 
im Leben.
Ich hoffe echt das es bei ihr 
der Fall ist.





Der Morgen danach. 
Ich bin viel zu verschlafen und
ungeschminkt, 
doch um die Schule komm ich 
nicht drum herum. 
Wir sitzen in der Klasse
und hören eine Präsentation über Abtreibung.
Mein Herz setzt aus,
da heute 
der Todestag
meines Kind.
Wie makaber das alles ist. 
Ich spüre nur stumpfe Leere. 
Ich bin todes abgestumpft
und schaffe es nicht 
Gefühle für diese Sache 
zu entwickeln.
Lieber alles verdrängen
und mich betäuben.
Ich will nicht mehr daran denken, 
was ich vor 3 Jahren genau an diesen Tag 
gemacht habe. 
Wie sehr die Sonne an diesen schrecklichen Tag 
schien,
ich meine Oma traf
und ich Angst hatte 
das sie irgendwas bemerkte.
Wie sich mein Körpergefühl veränderte 
und ich spürte,
dass irgendwas in mir 
gerade gestorben ist.
Seit Jahren versuchen ich diesen Tag 
tot zu trinken 
und genau das versuche ich auch heute. 
Es tut mir leid
doch ich weiß nicht wie ich sonst
den Tag 
ertragen könnte.








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